Wiener Studientag zum Kampf gegen Aids
> Home
> zurück


Dass die Kombinations-therapie auch in Afrika umsetzbar ist, zeigen die Behandlungserfolge von "Ärzte ohne Grenzen" in der Aids-Klinik im Township Khayelitsha bei Kapstadt, Südafrika.

„Eine Aids-Therapie für 86 Cent ist möglich“

András Szigetvari – Der Standard, 28./29.2.2004, S.34

Wien – „Endgültig mit den falschen Mythen“ rund um die Kombinationstherapie aufräumen will Anton Petter von „Ärzte ohne Grenzen“. Vor allem bei der Kostenfrage: „Am Anfang hieß es, die Medikamente für die Therapie sind unbezahlbar. Heute liegt der Tablettenpreis bei 4,4 Dollar pro Tag und Person, Generika kosten nur mehr 1,8 Dollar pro Tag. Die billigst mögliche Variante käme auf 86 US-Cent“, erklärt der Arzt Petter.

Die 1996 entwickelte Kombinationstherapie, bei der Patienten täglich etwa drei Medikamente einnehmen müssen, ist das wirksamste Mittel der Medizin gegen Aids. Viele Ärzte vertreten jedoch die Ansicht, die Kombinationstherapie sei in Afrika unwirksam, so Petter. Mit einem Pilotprojekt von „Ärzte ohne Grenzen“ will er das entkräften. Im Township Khayelitsha bei Kapstadt, wo jeder Fünfte der 500.000 Einwohner HIV-positiv ist, errichtete „Ärzte ohne Grenzen“ eine Klinik, durch die Aidskranke erstmals Zugang zur Kombinationstherapie erhielten.

Nach 500 Tagen lebten 90 Prozent der therapierten Patienten noch, beschreibt Petter die Erfolge in Kihayelitsha beim Studientag „Aids begegnen“ am Freitag in Wien. Auch die so genannten „Compliance-Werte“ seien in Afrika sehr gut gewesen. „Compliance“ bezeichnet die Verlässlichkeit der Patienten bei der Therapie, also ob Menschen sich auch nach langer Behandlungsdauer noch an ärztliche Vorschriften wie die Medikamenteneinnahme halten. „Die Werte waren teilweise besser als in Österreich“, sagt Petter, der auf Probleme hinweisen will, die durch mangelndes Wissen über die Kombinationstherapie entstehen.

Staaten und NGOs würden wegen „fehlendem Wissen“ kaum in die Kombinationstherapie investieren und nur auf Prävention setzen. „Prävention alleine hilft aber kaum. Ohne medikamentöse Behandlung für Aids gehen Menschen nicht zu HIV-Tests. Warum sollten sie auch, wenn man ihnen ohnehin nur sagt, nichts gegen HIV machen zu können“, so Petter.

Der Wiener Studientag der evangelischen Entwicklungshilfe in Kooperation mit Ärztekammer und Standard wollte das Thema Aids wieder stärker ins Blickfeld rücken.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Standards im Zuge der Medienkooperation)