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Schulung zur Kondombenutzung
Foto: Christoph Engel

 

Teurere Medikamente gefährden Behandlung

Quelle: www.epo.de
Montag, den 29. November 2010 um 15:06 Uhr Berlin
Geringe Finanzierungs-Zusagen und teurere Medikamente gefährden die Behandlung von HIV/Aids in ärmeren Ländern. "Der Preis für neuere Medikamente, die wir benötigen, steigt derzeit rapide an, gleichzeitig haben Geldgeber entschieden, sich zurückzuziehen", warnte Gilles van Cutsem, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen für Südafrika und Lesotho, im Vorfeld des Welt-Aids-Tages (1. Dezember). Dabei zeigten aktuelle
Untersuchungen von UNAIDS, dass sich die Investitionen in Aids-Programme
auszuzahlen beginnen. Die Zahl der Neuinfektionen und Tode sinke.

"Wir behandelnden Ärzte haben das Gefühl, dass uns die Hände gebunden werden", so van Cutsem. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehle, Menschen mit HIV/Aids früher und mit neuen, besser verträglichen Medikamenten als bisher zu behandeln. Im Behandlungsprogramm von Ärzte ohne Grenzen in Lesotho habe die neue, frühe Behandlung die Zahl der Tode um 68 Prozent und die der neuen opportunistischen Infektionen um 27 Prozent reduziert. Diese Behandlungsstrategie helfe aber nicht nur einzelnen Patienten, sondern der ganzen Gesellschaft, denn sie senke auch die Gefahr einer Weitergabe des Virus'. "Doch gerade jetzt, da wir sehen, wie vielversprechend die neuen Empfehlungen sind, frieren die Geldgeber die Finanzierung der Programme ein."

Dem Globalen Fonds, dem wichtigsten internationalen Finanzierungsinstrument im Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria, wurden laut Ärzte ohne Grenzen für die kommenden drei Jahre nur 11,7 Milliarden US-Dollar statt der benötigten 20 Milliarden Dollar zugesagt. Die Gelder für das von den USA finanzierte Aids-Programm PEPFAR, das mindestens die Hälfte aller HIV/Aids-Behandlungen in ärmeren Ländern unterstützt, wurden seit drei Jahren nicht erhöht.

"Gleichzeitig arbeiten die reichen Länder daran, die Möglichkeiten zur Generika-Produktion einzuschränken, was zu höheren Medikamentenpreisen führen würde", erklärte Ärzte ohne Grenzen. In den Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit Indien wolle die Europäische Union Klauseln wie die so genannte Datenexklusivität durchsetzen. Dies würde bedeuten, dass Generika-Produzenten ihre kostengünstigen Medikamente künftig noch schwieriger auf den Markt bringen könnten. Derzeit stammten jedoch mehr als 80 Prozent der Aids-Medikamente, die mit internationalen Geldern finanziert
werden, von Generika-Produzenten aus Indien. Auch 80 Prozent der Aids-Medikamente, mit denen Ärzte ohne Grenzen 160.000 HIV/Aids-Patienten behandelt, kämen aus der so genannten "Apotheke der Armen".

"Setzt sich die EU durch, steht der Zugang zu kostengünstigen generischen Versionen neuer Medikamente zur Bekämpfung von HIV/Aids auf dem Spiel", warnte Ärzte ohne Grenzen. Innerhalb der EU gehöre die deutsche Regierung zu den treibenden Kräften hinter dem Versuch, die Interessen der Pharmaindustrie über das Leben von Patienten zu stellen. "Wir rufen daher die Menschen auf, deutlich zu machen, dass sie mit der Politik der Bundesregierung und der Europäische Kommission diesbezüglich nicht einverstanden sind", sagte Oliver Moldenhauer, Kooordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. Gegen den Vorstoß der EU hat Ärzte ohne Grenzen die Kampagne <https://action.msf.org/de> "Europa! Hände weg von unseren Medikamenten" gestartet.

http://www.epo.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6725:aids-teurere-medikamente-gefaehrden-behandlung&catid=52&Itemid=100