Genügend Nahrung ist Grundvoraussetzung im Kampf gegen AIDS
> Home
> zurück



„Der Schlüssel zur AIDS-Bekämpfung liegt auch darin, jene Menschen zu erreichen, die am stärksten davon gefährdet sind. Und das sind vielfach die Hungernden und Unterernährten.“

CARE fordert Mitberücksichtung der Ernährung bei allen AIDS-Programmen

Wien, 28. November 2006 – Kinder, die HIV-infiziert sind, brauchen doppelt soviel Nahrung, wie gesunde Kinder, um ihr Gewicht zu halten, erklärt die Hilfsorganisation CARE im Vorfeld des Welt-AIDS-Tages. Erwachsene, die den tödlichen Virus in sich tragen, brauchen ein Drittel mehr zu essen. „Das zeigt deutlich, dass der Kampf gegen AIDS unweigerlich mit der Versorgung der Betroffenen mit Nahrungmitteln verknüpft ist“, macht Mag. Ulrike Schelander, die Geschäftsführerin von CARE Österreich, deutlich. Gerade in vielen afrikanischen Ländern, in denen Millionen Menschen mit HIV leben, ist die Versorgung mit Lebensmitteln ein massives Problem.

„Entscheidungsträger und Regierungen müssen endlich erkennen, dass der Kampf gegen AIDS nur gewonnen werden kann, wenn wir auch im Kampf gegen Hunger erfolgreich sind“, erklärt Schelander. CARE tritt deshalb dafür ein, den Zugang zu gesunder Nahrung mit HIV-Prävention und Behandlung zu verknüpfen.
„Der Schlüssel zur AIDS-Bekämpfung liegt auch darin, jene Menschen zu erreichen, die am stärksten davon gefährdet sind. Und das sind vielfach die Hungernden und Unterernährten“, meint Schelander. Die aktuellen Zahlen von UNAIDS zeigen, dass zwei Drittel der HIV-Infizierten in Afrika südlich der Sahara leben. „Armut ist hier vielfach gleichbedeutend mit Hunger“, ergänzt Schelander.
Nach Angaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation) haben HIV-infizierte Menschen Probleme bei der Aufnahme von Nahrungsmitteln und damit auch Probleme, ihr Gewicht zu halten. HIV-positive Erwachsene brauchen bis zu einem Drittel mehr Energiezufuhr als gesunde, um nicht abzunehmen und bei Kräften zu bleiben. Kinder, die den Virus in sich tragen, brauchen sogar um 50 bis 100 Prozent mehr Kalorien als gesunde.

CARE betreut etwa 12 Millionen Menschen, die mit HIV oder AIDS leben müssen. Die Arbeit hat deutlich gemacht, dass eine gesicherte Versorgung mit Nahrung ein grundlegendes Bedürfnis dieser Menschen ist. Wer unterernährt ist oder nur minderwertige Lebensmittel isst, hat ein angeschlagenes Immunsystem und steckt sich leichter mit Infektions-Krankheiten an – auch mit HIV. Einige der Anti-Retroviralen HIV-Therapien wirken auch nur, wenn sie gemeinsam mit dem Essen eingenommen werden. Für HIV-infizierte Menschen ist Nahrung damit auch ein entscheidender Faktor für ein längeres Leben sein.

Hintergrund zu CARE und HIV/AIDS
CARE arbeitet in der HIV-Prävention und in der Betreuung von an AIDS erkrankten Menschen in 38 Ländern. In über 150 Programmen und Projekten erreicht CARE damit an die 12 Millionen Menschen.

HIV und Nahrung:
Nahrung, gesichertes Einkommen und HIV-Prävention:
- Menschen, die nicht ausreichend mit Nahrung versorgt sind und auch über kein gesichertes Einkommen verfügen, sind in weitaus größerer Gefahr, sich mit HIV zu infizieren: Sie müssen, um ihr Überleben zu sichern, oft ein Infektions-Risiko in Kauf nehmen.
- Das Immun-System ist bei Mangelernährung geschwächt; dadurch ist die Gefahr, sich mit ansteckenden Krankheiten zu infizieren, generell höher.
- Der Mangel an gesunder Nahrung ist auch für schwangere und stillende Frauen problematisch: Die Gefahr der Übertragung von HIV von der Mutter auf das Kind steigt an.

Nahrung, gesichertes Einkommen und Behandlung:
Die Wirksamkeit der Anti-Retroviral-Therapie ist in hohem Maß mit der Ernährungssituation verknüpft. Auch die Dauer der Therapie hängt damit zusammen.
- Einige der Medikamente sind sehr stark und viele sollten bei „vollem Magen“ eingenommen werden, was für Erkrankte in armen Verhältnissen ein Problem darstellen kann. (Gillespie S., 2004, Food and nutrition is integral to all four pillars of HIV/AIDS response.)
- Ein belastbarer Körper übersteht die mit HIV verbundenen Infektionen besser. Gerade in armen Regionen, wo vorsorgende medizinische Hilfe kaum vorhanden ist, ist das entscheidend.
- Ausreichend Nahrung und ein gesichertes Einkommen sind wesentlich für den Zugang zu Behandlungsprogrammen und für die dauerhafte Anwendung: Ohne Einkommen sind beispielsweise die Anfahrtskosten für HIV-Infizierte zu Gesundheitszentren nicht leistbar.

Nahrung, gesichertes Einkommen, Pflege und Betreuung:
Nahrhafte Lebensmittel spielen bei der Pflege von HIV-Infizierten eine große Rolle. Durch eine bessere Nahrungsmittelversorgung kann die Zeitspanne, bis eine Anti-Retroviral-Therapie notwendig wird, verlängert werden.
- 80 bis 90 Prozent der HIV-Infizierten leben noch ohne Symptome und brauchen akut noch k eine Therapie. Aber alle, die mit HIV leben, brauchen ausreichende und gesunde Nahrung.
- Von jenen, die eine Anti-Retroviral-Therapie benötigen würden, erhalten sie nur etwa 20 Prozent. (im südlichen Afrika sind es sogar nur 17 Prozent). Entsprechend wichtig ist es, den Menschen die keinen Zugang zu Behandlung haben, das Leben durch ausreichend Narrung möglichst lange zu erleichtern. (vgl. www.who.int/hiv/fullreport_en_highres.pdf)
- HIV-Infizierte brauchen mehr Kalorien. (WHO 2005; Executive summary of a scientific review: Consultation on Nutrition and HIV/AIDS in Africa – Evidence, lessons and recommondations for action) Wenn jemand infiziert ist, kann unzureichende Nahrung die Gefahr, dass die Krankheit ausbricht, erhöhen. Die Zeitspanne, in der ein „positives Leben“ möglich ist, wird verkürzt.
- Die Versorgung mit Nahrung und die Behandlung verlängern noch nicht automatisch das Leben von Menschen mit HIV. Aber die Menschen können länger ein aktives und produktives Leben führen, zum Haushaltseinkommen beitragen, sich um ihre Familien kümmern und einen Beitrag für die Gemeinschaft, in der sie leben, leisten.

Für weitere Informationen, Bildmaterial oder Interviews wenden Sie sich bitte an:
Mag. Angelika Rädler, Tel. 0676/40 10 614 oder 01/715 0 715-39
E-Mail: angelika.raedler@care.at


CARE zählt zu den weltweit größten internationalen Hilfsorganisationen: 17.000 MitarbeiterInnen arbeiten in rund 70 Projektländern an der Vision einer Welt ohne Armut. CARE blickt auf 60 Jahre Erfahrung im Bereich der Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit zurück, hat Beraterstatus I bei den Vereinten Nationen und ist politisch und weltanschaulich unabhängig. Der Sitz der internationalen Hilfsorganisation ist Genf. CARE Österreich betreut derzeit 31 Projekte in Afrika, Südamerika, Asien und Südosteuropa.